Wanderung: Point Lookout, an der Mündung des Potomacs.
Gegen 12 Uhr geht es an Land. Plan: Einmal um den Leuchtturm, einmal zum Civil-War-Museum, acuh wenn beide zu haben. Doch schon nach wenigen Minuten kommt rechts im Wald etwas, was museal aussieht. Also – abbiegen. Und richtig: Hier sind einige „Zelte“, jede Menge Tafel mit Erklärungen und …. Jede Menge Mücken! Die finden mich sehr appetitlich! Ich verbringe mehr Zeit mit Mücken-Schlagen als mit Lesen. Meine Beine sind blutig – von den zerquetschten Mücken!
Ein paar Schritt weiter geht es in ein kleines Fort. In dem größten Haus begrüßt und Bob Crickenberger. Er breitet gerade das Wochenende vor. Die „Friends of Point Lookout“ veranstalten dieses Wochenende „Prisoners of war at Point Lookout“. Er gehört zu den Freiwilligen, die den musealen Teil hier draußen in Ordnung halten – seit mehr als 30 Jahren! So sind die Häuser größtenteils Rekonstruktionen. Stolz zeigt er uns die Blaupausen, nach denen die Army damals die Häuser errichtet hat. Die nicht-originalen Teile haben sie weiß gestrichen. Und sie bekamen eine Menge an Ziegeln und Holzgerüsten von den Farmern in der Umgegend. Nach dem Bürgerkrieg wurden die Einzelteile gerne mal „requiriert“. Und nun kommt manches zurück.
Bald eine halbe Stunde bekommen wir eine Privatlektion in Geschichte von Point Lookout. Neben einem großen Hospital eben auch das Gefangenenlager – ausgelegt für 10.000 PoWs. In den 2 Jahren der Nutzung war dann die größte Belegung mit mehr als 20.000 Gefangenen. Insgesamt über 50.000 sind hier durch Point Lookout gegangen. Neben den „normalen“ Todesursachen wie Mangelernährung und einfacher Krankheiten gab es auch Small Pocks (Blattern / Pocken) – gleichermaßen unter Bewachern und Gefangenen gefürchtet. Die so Erkrankten kamen dann unterschiedslos in eine außerhalb gelegene Anlage.
Und immer wieder wichtig hier in US: Wie viele (sehr viele!) Schwarze waren hier? Für mich vollkommen überraschend: Auch auf Seiten der Konföderierten waren sehr viele Schwarze – teils auch als Sklaven (!) – als reguläre Soldaten vertreten. Dass viele Schwarze, insbesondere Sklaven – aus dem Süden flüchteten und auf Seiten der Union als Soldaten dienten, das wusste ich. Aber als reguläre Truppen des Südens??!!
Und dann wieder was für mich Typisches im ländlichen Amerika: Ich frage Bob, wie das mit den Mücken für ihn sei? Und bekomme eine Dose „Anti-Muck“ in die Hand gedrückt. Ich spraye meine Beine ein. Prima. (Hat dann auch keine weitere Mücke mehr gegeben heute!) Aber zurück will er die Dose nicht nehmen. Nein, nein. Er hätte genügend dabei – ich soll die mal behalten!
Unsere Wanderung führt uns dann zum Point Lookout Lighthouse. Leider – wie angekündigt – geschlossen wegen Renovierungsarbeiten. Doch einmal drum herum gehen ist ein Muss. Dahinter zwei große, offene Hallen, die als wesentliche Besonderheit eine sehr starke Beleuchtungsmöglichkeit aufweisen. Da müssen wir mal fragen, was hier so los ist…
Nun beginnt der „lange Schlag“ unserer Wanderung: Bald 6 Kilometer nordwärts. Nach der guten Hälfte ist dann fast Schluss. Die Straße ist überschwemmt. Doch am Ende lässt sich auch Michèle überzeugen: Schuhe aus, durch, Füße trocknen und weiter.
So kommen wir zum „Confederate Memorial Park“ – einer privaten Initiative neben dem staatlichen „Point Lookout Confederate Cemetery“. Christin ist begeisterte Erzählerin und erklärt und die ganze Geschichte aus konföderierter Sicht. Es gibt wohl große Ressentiments, aber wir finden, dass sie das gut machen. Betont wird, dass sie Einzelschicksale zeigen und Erlebnisse einzelner Personen herausstellen wollen. Und dass sie NICHT über die Kriegsgründe diskutieren wollen und auch NICHT irgendeinen Hass, Rassismus oder politische Einstellung herausstellen wollen.
Wenige Schritte weiter dann die beiden offiziellen Memorials und dahinter dann die Massengräber der – meist konföderierten – Gefallenen. Die meisten Union-Gefallenen sind nach Arlington verbracht worden. Zwei Memorials, da sowohl Maryland als auch die Federal eins errichtet hatten. Beide inzwischen hier am Standort.