2021 12 04 Zwischenspurt

Position um 12:00 Ortszeit (Kapverden): 17° 06.3'N 037° 38.1' W

Beim Hellwerden beginne ich, den ParaSailor klar zu legen. Alle Leinen vor die Fock, das Segel auspacken und anschlagen. Da erscheint auch Michèle.

Habe sie wahrscheinlich doch wach gemacht. Zu zweit ist das eigentliche Setzen dann auch einfacher. Im Logbuch steht: 08:10 ParaSailor gesetzt. Nach dem Hochziehen muss man ja noch mal an allen sechs Leinen ziehen, bis er so steht, dass man zufrieden ist: Schoten, Niederholer und Querverspanner an beiden Seiten wollen bedient sein.

Eine Regenwolke verfolgt uns, der Wind nimmt zu. Tja - und schon ist er über 25 Knoten, 26,8 zeigt der Windmesser. Also - runter das Ding. Im Logbuch steht lapidar: 09:25 Para geborgen. Doch die Böe hatte genau da ihre Spitze erreicht und so geht es gleich wieder zurück. Logbuch: 10:10 Para gesetzt.

Nun beginnt eine Brause- und Wettfahrt. Von hinten ist eine "Uka" aufgetaucht. Ein, laut AIS, 10 Meter-Segelboot mit 3 Meter Breite. Die dürfte von diesen Angaben her uns nicht überholen. Und so wird ständig ins AIS geschaut: 12,3 Meilen, 12,2 Meilen. Das gibt es doch nicht. Michèle ärgert sich. Also dass gleichgroße schneller sind als wir. Aber so ein "Kleiner". Sie geht schlafen und ich lasse laufen. Als sie um 13:00 Uhr wieder erscheint, haben wir 12,9 Meilen Abstand! Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber Faden für Faden [ein Faden ist eine 1/10 Seemeile…) haben wir uns abgesetzt.

Nach dem Abendessen - Spaghetti mit Gorgonzola-Sauce und frischer, herrlich süßer Mango als Nachtisch - kommt um halb zehn Michèle: Es frischt wieder auf, Wind geht auf die 25 Knoten zu! Also mal was Neues. Und das meine ich ernst: Para bergen im Dunklen. Klappt prima und um 21:45 Uhr geht es wieder unter Fock weiter.

Laut war es tagsüber, schnell waren wir und am Ende haben wir seit Mittag in knapp 10 Stunden über 70 Meilen gemacht. Die Bewegungen des Bootes sind da ganz ungewohnt. Es geigt (dreht sich um den eigentlichen Kurs hin und her) viel stärker. Als Hinweis, wie lange wir den ParaSailor stehen lassen können, haben wir bekommen: Kritisch ist der Moment, wenn das Boot in eine Welle eintaucht und quasi stehen bleibt. Da treten dann die Lastspitzen auf! Gut - so mit dem Wind direkt von hinten hatten wir das nicht, aber unsere Nerven haben gesagt, 25 Knoten reicht. Da machen wir dann schon wirklich Rumpfgeschwindigkeit [Link Glossar Rumpfgeschwindigkeit] 8,6 Knoten durchs Wasser und mehr geht halt nicht. Nur noch die Kräfte im Segel und damit im Rigg wachsen… Und bei dem Wind machen wir nur unter Fock dann auch 6 Knoten durchs Wasser, also stehen bleiben wir nicht.

Über Nacht hatten wir dann bis zu 28 Knoten Wind bis in den Morgen hinein. Also auch im Nachhinein eine gute Entscheidung, den Para runter zu nehmen.

Als wir nach dem Manöver im Steuerstand sitzen und alles "nachbesprechen", meint Michèle: Geil war es schon und sie würde zu gerne mal ein Etmal mit dieser Geschwindigkeit rausfahren. Das müssten über 170 Meilen werden. Nun - irgendwann ist der Wind konstant schwach genug….