Mittagsposition (GMM): 38°08.8'N 023°21.4'W Etmal: 54,3 sm
Beim Wachwechsel erzählt Michèle, dass sie wieder Delfine gesehen hat. Nachts? Ja – wir haben wieder Meeresleuchten und ziehen eine leicht glühende Spur hinter uns her. Und um die Delfine war das auch. Aufgrund der ziemlichen Windstille hörte sie die Delfine atmen und ist raus.
Wie immer bei Wachbeginn trete ich erst mal raus – und da sind auch bei mir zwei Delfine. Wieder, wie gestern, an Steuerbord und achtern. Ganz ruhig schwimmen sie am Stbd-Heck mit. „HuPuhhh“ machen sie, leise plätschert es und dann sind sie wieder in ca. einem Meter Wassertiefe. Bald ist ihr Interesse verloschen und sie verschwinden. Nun kann ich endlich meinen Rundumblick machen: Nichts. Segel steht so gerade, der Wind ist mit unter 6 Knoten nun wirklich knapp vor Flaute. 1,5 Knoten Fahrt machen wir noch, ist so gerade noch Ruder im Schiff. All der schöne Vorsprung, den wir gestern bis in den Nachmittag rausgesegelt hatten, geht nun verloren…
Der Himmel zieht sich zu. Kaum noch sind Sterne zu sehen, die Milchstrasse scheint anfangs noch ganz leicht durch, dann ist sie verschluckt. Als es hell wird, ist es komplett grau. Bleiern möchte ich sagen. Auch Wind und Welle fügen sich in das Bild: Blei! Das Schöne an der langen Zeit schwacher Winde ist, dass auch die Welle „ruhig“ ist. Es steht noch eine lange Dünung. 4 Sekunden geht es langsam aufwärts, 4 Sekunden wieder runter. Das merkt man nur, wenn man direkt hinschaut. Kleine Wellen, die uns spürbar schaukeln, gibt es nur wenig. Gefühlt sage ich, dass es uns an manchem Ankerplatz mehr durchgeschaukelt hat. Herrlich ruhig und friedlich.
Den Morgentau nutze ich, alles Durchsichtige, die Solarpanele und alles Glatte zu wischen. Kaum bin ich damit fertig, fängt es an zu regnen. Ganz sachte. Bleiern. Friedlich.
Ich backe das erste Schwarzbrot an Bord. 4 Tüten Trockenhefe brauche ich, bis die erste zeigt, dass sie lebt. Die Trockenhefen aus Spanien und der Karibik sind wohl ziemlich tot. Nach einem verunglückten Focaccia (Grüße an Brigitte!) teste ich nun erst, bevor ich sie unterknete.
Am Nachmittag kommt ein wenig die Sonne raus. Schön! Ein wenig putzen, nähen – das „Strecktau“ auf dem Dach bekommt eingenähte Ösen und die Plane für das Schlauchboot einen gleitenden Schutzflicken beim Motor, eine Runde „Wasser machen“. Dann lesen und ich ruhe ne Stunde im Trmpolin. Zum Abendessen gibt es Wal. Nun – nicht auf den Teller, da soll gerade ein großes Omlette hin, da alarmiert Michèle: Wal an Backbord. Zwei – ein riesiger Potwal und ein etwas kleinerer ziehen keine 100 Meter neben uns her. Mehrmals tauchen sie auf, als ich endlich die Kamera im Griff habe – die ersten Sichtungen filme ich bei „Stopp“ und wirklich „Start“ gedrückt habe, tauchen sie nicht mehr auf. Gut – dann gibt es jetzt Abendessen und keinen Film. Nächstes Mal wird mindestens ein Foto geschossen, bevor ich wieder die Film-Funktion probiere…