Überfahrt: Von Bristol nach Camden.
Gute 40 Meilen, das wird mindestens 8 Stunden dauern. So sieht mich der Tag früh auf. Seeklar machen. Um 8 Uhr ist der Anker auf. Das Thema des Tages werden Hummerkorb-Bojen sein. Während wir in unmittelbarer Küstennähe uns schon oft durch Bojenfelder quälen mussten ist hier in Maine die gesamte See, auch „auf dem Atlantik“ gepflastert. So schlimm, dass wir erstmals auf unserer Reise immer einen im Steuerstand stehen haben, der ausweicht. Keine Minute ohne Kursänderung!
Am ersten Kap mit noch tiefstehender Sonne tolle Brecher, leider fange ich keinen der besonders beeindruckenden ein… Kurz später ein letztes Nebelfeld. Dann ist – eigentlich – Super-Wetter. Ab Mittag dann sogar segelbarer Wind.
Und dann passiert es. Ich stehe an der Backbord-Seite und peile einen Flecken mit 6 Neonfarbenden Bojen, ja – geht klar. Das heißt: Sicher mehr als 1 Meter Abstand! Da knallert es an Steuerbord. Raketenartig in den Steuerstand und ausgekuppelt. Achtern schlagen 2 Bojen an den Rumpf. Eine rechts, eine links. Super – diese Doppelbojen werden nicht von der Bordwand zur Seite geschoben, wie einfache Bojen. Im blöden Fall ist eben eine rechts, eine links vom Rumpf und das Seile dazwischen wird vom Ruder und dann vom Propeller eingefangen….
Segel runter, Neopren-Shorty an, Maske aufgesetzt. Michèle holt ein Notmesser von Steuerstand. Doch ich kann das Verbindungsseile vom Propeller wickeln und die erste Boje ist weg. Leider ist auch das Hauptseil mit eingefangen. Das sitze etwas fester. Aber der Prop lässt sich drehen und kommt frei. Dann noch das Seil um das Ruder herum – zack schwimmt die – jetzt Einzelboje mehrere Meter hinter RE.
Wieder an Bord. Weiterfahren. Abduschen. Segel setzen. Abtrocknen. Lachen oder Schimpfen? Nun – es war klar mein Fehler. Ich hatte mich auf die Bojen an Backbord konzentriert und die Steuerbord übersehen. Trotz Neonfarben!
Zwischendurch passen Kurs und Wind wunderbar. Unter Doppelfock fahren wir nicht wesentlich langsamer als die VITAMIN, die uns beim „Bojenmanöver“ überholt hat. Und ich sitze mit dem „Pieper“ vorne in der Sonne. Gebe 3°, mal 5° nach der einen Seite, umkurve die nächste Boje und gehe zurück. Der „Pieper“ ist die Fernbedienung des Autopiloten. So sehr haben wir ihn das letzte Mal auf den Kanälen in Deutschland genutzt. Gegen halb 5 sind wir in Camden angekommen. Die eigentliche Bucht ist rappelvoll, so gehen wir hinter einer kleinen Insel vor Anker.
Minuten später holt die VITAMIN uns ab – erster Stadtgang. Mit Besuch der örtlichen Brauerei und einer Bierprobe. Im Park musiziert ein Blechorchester. Und die Promenade auf der Gegenseite wird inspiziert: Wohl schlecht gelegen, wir sind die einzigen Besucher…
Ein kleiner Einkauf – Baguette und Bananen sind immer Mangelware. Zurück an Bord. Und recht schnell in die Koje – war doch ein anstrengender Tag…