Überfahrt: Vinalhaven, nach Rockland und mit dem Bus nach Bangor.
Es geht - auf Wunsch einer einzelnen Dame – ruhig los. Anker auf um 9 Uhr, fast ausgeschlafen. Die VITAMIN kommt noch schnell auf ein Abschiedsknuddeln rüber – und bringt „Wegezehrung“ mit. Eine Schüssel selbst gemachten Humus. Danke! Lecker!
Das Wetter ist schön, die Kurverei um die Bojen bekannt. Dreieinhalb Stunden später fällt der Anker vor Rockland. Eine etwas größere Bucht, aber insgesamt gut geschützt. Die Ankerkette bekommt bei 20 Meter einen Reiter (25 kg Bleigewicht). Das sollte auch bei stärkeren Winden halten. Denn wir müssen ja jetzt von Bord und werden heute Abend wohl nicht zurückkehren.
An Land kommen wir beim „Public Landing“ des Rockland Yacht-Clubs. Im Office hilft mir die Dame. Wir hatten zwar probiert einen Uber zu bekommen, aber nach 20 Minuten gab Uber auf und verkündetet: „In Ihrer Region finden wir keinen Fahrer für diese Fahrt.“
Nun gut – die Dame hat Verbindung zu einem Taxi-Unternehmen. Kurzer Anruf: 480,- $ für die Fahrt. Oh, das ist viel, zu viel für uns.
Sie erzählt von einem Bus und weiß auch – zumindest ungefähr – den Namen der Gesellschaft: Concord Trailways. Heißt dann zwar Concord Coaches, aber das bekommt Google hin. Und – super! Um 15:30 fährt ein Bus nach Bangor. Tickets online. Und das hat sogar mal geklappt. So wandern wir ganz langsam zum Fähr-Anleger, dort soll auch der Bus abgehen.
Eineinhalb Stunden Wartezeit dürfen wir in der Fähren-Wartehalle verbringen. Und dann kommt – ziemlich pünktlich – der Bus. Der Fahrer ist supernett. Kümmert sich um jeden Fahrgast einzeln. Und dann fahren wir durch Maine, es ist Wald – viel Wald. Eigentlich nur Wald. Landwirtschaftliche Flächen sehen wir nicht. Und selbst in den Städtchen viel Baumbestand.
Und wir bekommen ein wenig „Angst“. Die Bushaltestellen sind immer recht weit außerhalb der jeweiligen Städte. Oh weh! Und so kommt es auch in Bangor: Zum „Internationalen“ Flugplatz noch mehr als 1 Kilometer, zur Stadt selbst eher 3…
Wenn wir hier einen Wagen am Flugplatz bekommen, dann Einweg mieten nach Rockland für 4 Tage, dann hätten wir Unabhängigkeit. Die Dame am Busterminal hilft uns super. Mein Telefon funktioniert nicht, sie nimmt den Festapparat. Ich kann den Mann am anderen Ende bei bestem Willen nicht verstehen. So übernimmt sie. Und hat auch Schwierigkeiten. Ob das ein Call-Center in Indien ist? Würde vom Akzent passen.
Am Ende kommt raus: 879 $ für die 4 Tage – nein, das ist uns zu viel. So bestellen wir erst mal einen Uber – der hier für die kurze Fahrt in die Stadt klappt endlich mal.
Wenige Minuten später sind wir am EMMC (Eastern Maine Medical Center). Und werden zur Notaufnahme geleitet. Mit ernster Mine führt uns ein Security Officer. Und gleich wieder raus: Nee – drinnen dürfen wir erst sein, wenn wir durch den Check gekommen sind. Wie am Flughafen. Alles in die Röntgen-Kontrolle und wir durch den Pieper. Klar, dass ich den Alarm auslöse. Mein Hinweis auf die künstlichen Hüften führt dazu, dass das Scanner-Gerät mit ca. 30 cm Abstand zu meinem Körper geführt wird. So löst es keinen weiteren Alarm aus. Ich gehe heute noch ein paar mal durch den Scanner und lerne die 2 Arten kennen, wie die „künstliche Hüften“ behandeln. Die einen eben mit viel, viel Abstand. Die anderen schalten das Gerät aus, führen es dann aber eng am Körper entlang. Durchlassen tun sie mich alle….
Es ist nun bald nach 18 Uhr und wir richten uns auf längere Wartezeit ein. Doch es geht Schlag auf Schlag. Die Verwaltung nimmt ihre Daten auf, da steht schon die erste Schwester da und holt uns zum Monitoring ab. Und kaum sitzen wir wieder, kommt die nächste und bringt uns in ein Untersuchungszimmer. Wieder wird Michèle an einen Monitor angeschlossen und kaum ist das fertig, kommt eine „begleitende“ Schwester, die nun die nächste Stunde bei uns bleibt.
Es dauert nicht lange und der Arzt kommt. Ich hatte schon einige der Untersuchungsberichte auf Englisch übersetzt. Das macht dann die Erklärung und Vorgeschichte einfach. Blöde nur: Seit Eintritt in die Klinik geht es Michèle eigentlich gut. Zwar noch kräftige Kopfschmerzen, aber mein Hinweis auf keinerlei Trinken und Essen seit 30 Stunden führt dazu, dass der Arzt vorschlägt, Michèle für 2 Stunden an Dauermonitor und eine Infusion Wasser und ein wenig gegen die Kopfschmerzen.
So kommen wir in eine Überwachungskabine und werden der dort zuständigen Schwester übergeben. Bald läuft alles und ich mache mich auf den Weg nach draußen zu einer Pizzeria. Ich habe heute auch noch nichts gegessen.
Bangor ist dunkel. Also ziemlich dunkel. Vereinzelt zwar Straßenlaternen, aber deutsche Städte sind heller. Der Weg ist einfach, immer geradeaus. 5 vor 9 komme ich an. Um 9 machen sie zu. Aber ein „Sub“ könne er mir noch machen. Ich bestelle zwei – einen „Godfather Sub“ mit Allem, das habe ich mir verdient – finde ich. Und einen vegetarischen für Michèle. Der Koch sieht vertrauenswürdig, also sehr fett, aus. Der versteht was vom Essen! So habe ich bei meinem Physik-Lehrer gelernt: Eine Bäckerei, in der die Bäckersfrau dürr ist, die soll man gleich wieder verlassen… Doch im Nachhinein: Vegetarisch hieß für den Koch hier, nur wenig Wurst, kein Schinken.
Wieder zurück ist die erste Stunde des Monitorings vorbei. Michèle dämmert vor sich hin, so nehme ich die Einschätzung des Arztes entgegen. Nö – sei doch alles klar. Er lässt noch ein paar Pillen bringen und ein Rezept, dass wir einen Monatsvorrat bekommen. Und dann schwatzen wir noch ein wenig. Deutsch und Deutschland interessieren ihn. Und dass wir an Bord leben fasziniert ihn sichtlich. Und dann verkündet er: „Ein Bier und viel Schmerzen.“ Das ist, was er auf Deutsch kann. Und er ist sich sicher, wenn er in Deutschland in einer Kneipe das sagt, dann ist der Abend gerettet!
Die Entlassung verzögert sich ein wenig. Ich habe Verständnis, sind wir doch inzwischen auf den Status „unwichtig“ runter gestuft. Nur – mir rennt die Zeit. Inzwischen ist 22 Uhr vorbei. Dann geht alles fast schnell. Wir hätten auch so gehen können, aber ich möchte die Sache mit dem Bezahlen in Ordnung bringen. Macht Schwierigkeiten, da die zuständige Dame mit dem Login in ihren Rechner, dann auf einem anderen Rechner und endlich auch noch auf einem Drucker Schwierigkeiten hat. Doch am Ende das Angebot: Wenn Sie sofort zahlen, 20 % Rabatt. Klar, dass ich das annehme. Wir hätten uns auch die Rechnung schicken lassen können! Soviel also zu der Mähr, dass man in Amiland erstmal bezahlen muss noch bevor man guten Tag gesagt bekommt. So kostet uns der Spaß dann knappe 400,- $. (Siehe Überschrift des heutigen Berichts: Abends wurde es teuer.)
Vor der Tür dann die Entscheidung, wir probieren einen Uber nach Rockland zu bekommen. Nach einer viertel Stunde Wartezeit schlägt Uber dann vor, 50 $ Aufschlag und dann würde sich auch ein Fahrer finden. Und: Das funktioniert! „John“ ist noch 17 Minuten unterwegs. Gut – da warten wir. Doch nach 15 Minuten – ich sehe „John“ schon auf dem Wege zu uns, da verschwindet er und die App meldet: Oh – ich suche einen Fahrer für sie! „John“ hatte die Fahrt dann doch gecancelt. So ein Beschiss! Nein – noch mal warten und dann wieder nicht…
Ich suche die nächsten Hotels: 580 $, dann eins für knappe 200 $. Ok – das ist es dann. Doch um weitere Wartezeiten zu umgehen fälle ich den Entschluss: Die 3 Kilometer gehen wir. Durchs relativ dunkle Bangor. Und einige ulkige Gestalten begegnen uns. Lassen uns aber alle in Frieden. Und Michèle ist nur kaputt und freut sich auf ein Bett, weniger jedoch auf das angesagte frühe Aufstehen an diesem Morgen.
So kommen wir kurz nach Mitternacht an. Eine supernette Dame empfängt uns. Und hilft dann weiter. Morgen früh ein Taxi zum Busterminal. Nur: Das funktioniert nicht. Bei mir nicht. Und als sie es versucht, bei ihr auch nicht. Die schlafen wohl auch. Ist ja bald 1 Uhr…
Ich bin dann noch mehrfach bei ihr. Erst Internet-Passwort. Dann finde ich heraus, dass nicht nur um 6:45 ein Bus nach Rockland geht, sondern auch einer um 11 Uhr nach Portland. Der dann einen Anschluss nach Rockland hat. Michèle plädiert für diesen: Ausschlafen, jedenfalls ein bisschen. Ich entwarne die Rezeption, kein Taxi für 6:15 Uhr bestellen. Und falle recht müde ins Bett.